Die Frage „Woher kommen wir?“ ist so alt wie die Menschheit. Astronomen und Physiker forschen unentwegt nach den Zusammenhängen des Kosmos. Erlauben wir uns einen Blick über die biologischen und evolutionären Erkenntnisse hinaus. Hier liest du, welche Schöpferkraft Klang hat und was das auch für dich bedeuten kann.

 

Göttliche Schöpfung und Klang

Die Schöpfungsgeschichte des Johannes Evangeliums in der Bibel beginnt mit diesem Satz: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott (…)“.

om, aum, Klang, Nadabrahma, nada brahmaIn Indien berichtet die Sage, dass Gott Brahma mehrere tausende Jahre meditierte. Das Ergebnis dieser Meditation war die Schöpfung von Klang und Musik.

Die Veden, 5000 Jahre alte indische Weisheitstexte, sagen, dass die Schöpfung aus dem Urklang des Silbenmantras AUM oder OM hervorgeht.

Hazrat Inayat Khan, spiritueller Sufimeister, spricht: „Dieser Ton ist die Quelle aller Offenbarung… wer das Geheimnis dieses Tons kennt, kennt das Mysterium des Weltalls.“

Auf jedem Kontinent existieren Legenden über den Klang als Entstehungsimpuls für die Welt. Eines haben alle gemeinsam: Klang bringt Leben und Freude hervor.

 

Nada Brahma, die Welt ist Klang

Pythagoras, der griechische Philosoph, sprach vor ca. 2500 Jahren von den Spährenklängen, der Symphonie des Universums: „Jeder Himmelskörper, ja sogar jedes einzelne Atom erzeugt aufgrund seiner Bewegung, seines Rhythmus oder seiner Schwingung einen bestimmten Klang.“

Auf den Menschen bezogen, drückt es das Wort ‚Person‘ wunderbar aus: Der Wortstamm kommt aus dem Lateinischen: ‚per-sonare‘ und  bedeutet ‚durch-klingen‘.

 

Waltraud Deiser, Heilakad, Nada Brahma, Nadabrahma, Klang, Meditationstage, FraueninselWas verbindet Klang mit

Meditation

 

Ich freue mich sehr, dass ich Waltraud Deiser, Inhaberin der Heilakad in München, zum großen Themenfeld des Klangs interviewen konnte.

Ich kenne Waltraud seit 2005, als ich bei ihr die Ausbildung in Körperpsychotherapie gemacht habe.  2018 veranstaltet Waltraud das sechste Mal die Meditationstage auf der Fraueninsel im Chiemsee, bei denen es diesmal ganz um die Welt des Klangs gehen wird.

 

 

Astrid: Liebe Waltraud, was hat dich denn dazu bewegt, dieses Jahr den Klang als Schwerpunkt für die Meditationstage zu nehmen?

Waltraud: Ich habe länger überlegt, was das richtige Thema sein kann. Und dann kam es auf einmal ganz klar aus dem Herzen heraus: der Klang! Klang ist ein so riesengroßes Thema, denn alles ist Klang, alles entsteht aus Klang. Sprache ist schöpferischer Klang.

 

Astrid: Ja, es heißt ja auch Nada Brahma, göttlicher Klang. So schöpferisch Klang ist, so flüchtig ist er auch, er kommt aus der Stille und führt in die Stille. Wie kann man ihn in seiner Vielfalt erleben und erfahren?

Waltraud: Während der Meditationstage werden wir Mantren singen, raus in die Natur gehen und deren vielfältige Klänge hören. Schauen und hin spüren, was der Klang bei uns selbst bewirkt.

Wasser, Chiemsee, Meditationstage 2018

 

Alleine das Wasser hat so unterschiedliche Klangvarianten: das Plätschern der Wellen, die Stille des Sees, das Glucksen eines Baches… im Grunde gibt es da keine Grenze. Bei achtsamem Lauschen hat auch  jeder See seinen eigenen Klang und seine eigene Energie.

 

 

 

Oder denk nur an den Wind, wie anders eine leichte Brise klingt im Vergleich zu einer Sturmbö. Auch Feuer hat nie den gleichen Klang, stell dir ein flackerndes Lagerfeuer vor im Vergleich zu einer glimmenden Glut. Das hört sich ganz verschieden an. Sonne ist auch Feuerenergie. Ich konnte sie einmal in der Wüste hören. Das war so laut, dass ich jetzt weiß, warum die Tuaregs ihre Ohren schützen.

 

Astrid: Oh, spannend! Wie hört sich denn die Sonne für dich an?

Waltraud: für mich ist es das OM. Und eigentlich schwingen das O und das M zeitgleich und daraus entsteht eine Art Wummern oder Brummen.

Überhaupt sind die Buchstaben der „inneren Klänge“  immer gleichzeitig vorhanden. Zum Beispiel das Wort Shi: Wenn wir es sprechen, dann erklingen die Buchstaben der Silbe in ihrer Reihenfolge. Im Inneren erklingen sie gleichzeitig. Das kann man nicht nachmachen, sondern das hörst du, wenn du still wirst und achtsam auf dein Inneres lauschst.

Und hieraus erschließt sich auch, dass aus dem Klang der Raum hervorgeht. So kommst du automatisch auch nach innen, zu deinem Selbst.

Klang, Raum, Selbst

 

 

Astrid: Jaaaaa! Der innere Klang, der innere Raum, the innersound! Deshalb leite ich  meine Klienten gerne dabei an, auf den äußeren Klang zu hören, zu spüren, was dieser bei ihnen auslöst, an Körperempfindungen und Gefühlen. Automatisch ist die Person dann im Hier und Jetzt und kann über diesen Weg die Anbindung an ihr Selbst erfahren.

 

 

Liebe Waltraud, magst du den Lesern ein bisschen etwas erzählen über deinen Weg? Was ist die Grundlage deines Tuns?

Waltraud: Tief verbunden bin ich mit dem Selbst.

In Sanskirt (die Sprache, in der die Weisheitslehren verfasst wurden) wird der Kashmir-Shaivismus auch Pratyabhijna-Philosophie genannt – die Lehre des Wiedererkennen.

Und tatsächlich geht es hierbei darum, die wahre eigene Identität wieder zu erkennen.

Das höchste Bewusstsein wird „Shiva“ genannt, und die schöpferische Kraft heißt „Shakti“. Beide Aspekte sind untrennbar miteinander verbunden und können erlebt werden als „Bewusst“ – „Sein“ und „Glückseligkeit“.

Ende der 70er Jahre bin ich zum ersten Mal damit in Kontakt gekommen. Den Kashmir Shaivismus habe ich studiert, über Texte, über die Teilnahme an Yoga-Retreats und über mehrere Asienreisen. Ich erkannte, dass ich von Swami Muktananda nicht nur sehr viel lernen konnte, sondern – dass sich durch seine Gegenwart – meine Erfahrungen vertieften.

Gleich im ersten Retreat erfuhr ich, was es bedeutet, einem Verwirklichten zu begegnen. Seit dieser Zeit folge ich dem Siddha-Weg.

Auf diesem Weg begann ich mein „Innerstes Herz“ zu entdecken, das mich von innen heraus lehrte. Und ich begann zu verstehen, dass die Wahrheit nur im eigenen Inneren zu finden ist.

So ergab es sich wie von selbst, dass ich auch meine Klienten zu deren „Innersten Herzen“ führte, um sich selbst zu verstehen und Lösungen aus ihrem eigenen Inneren aufsteigen konnten.

Daraus entwickelte sich ein therapeutisches Verfahren, das die Bezeichnung „Freie Imagination MDIH“ trägt und das wir an der HeilAkad lehren.

 

Wie ist denn der Klang in der Tradition des kaschmirischen Shivaismus verankert?

Hier wird gelehrt, dass alles aus Klang besteht. Durch Klang wird die Welt erschaffen, durch Klang wird sie erhalten und im Klang OM löst sie sich wieder auf.

Zimbeln, Klang, Sound, Innersound

 

Die Klänge von Instrumenten, wie Tanpura, Trommeln oder Zimbeln führen uns in unterschiedliche Bereiche unseres Körpers und regen entsprechende Erfahrungen an.

 

 

 

Gibt es ein spezifisches Mantra, das bevorzugt rezitiert und gesungen wird?

Ja, da kann ich eines nennen, das „Om namah shivaya“. Es bedeutet: „Ich ehre Shiva, das alldurchdringende Selbst“.

 

Liebe Waltraud, danke für diese spannende Entdeckungsreise zum Klang und dass du uns etwas zu deinem Weg erzählt hast.

Ich bin dir – als meine Lehrerin  – sehr dankbar, dass du mich gelehrt hast, auf mein Herz zu hören. Ohne das wäre ich heute nicht da, wo ich bin. Nach der Zertifizierung in der Körperpsychotherapie startete mein Weg ja erst genau mit dieser Methode. Und heute arbeite ich mit den vielen Facetten des Klangs. Letztlich sind das ja alles unterschiedliche Werkzeuge und Herangehensweisen, unsere eigene Essenz zu entdecken und ihr zu vertrauen.

 

 

 

Wenn du, liebe/r Leser/in, nach Lesen dieses Interviews jetzt neugierig geworden bist und selbst in die Welt der Klänge tiefer eintauchen möchtest, dann kannst du dich hier über die Meditationstage 2018 auf der Fraueninsel informieren.

Meditationstage, Heilakad, Fraueninsel

Ich begleite Waltraud und bringe meine Klangschalen mit.  Und gebe immer mal wieder einen Klangimpuls ins Programm. Zum Hören, Spüren und bei sich ankommen.

Waltraud und ich freuen uns auf dich – komm gerne auf uns zu, wenn du Fragen hast.

 

Klangvolle Grüße

Astrid

 

Bildnachweis: 123rf.com: vasvas, pixabay, privat

Schreibe einen Kommentar